Musical Sweeney Todd auf DVD
Killer-Barbier Sweeney Todd rasiert auch auf der Leinwand
Stephen Sondheims Schauermusical kommt ins Kino
Nach dem Besuch in seinem Salon wird man nie wieder entspannt auf dem Stuhl seines Friseurs Platz nehmen können – sofern man ihn überlebt, was aber in der Regel nicht der Fall ist. Der Barbier von Sevilla nimmt sich gegen ihn aus wie Mutter Theresa mit Lockenwicklern aus der Loreal-Werbung. Der dämonische Figaro aus der Londoner Fleet Street ist jetzt nicht unbedingt ein Aushängeschild seines Berufsstandes. Sweeney Todd heißt er – und er nimmt den Begriff der Totalrasur etwas zu wörtlich. Was ja für sich genommen schon schlimm genug ist. Doch seine Vermieterin, Mrs. Lovett, setzt noch eins drauf und verwurstelt die jäh verschiedenen Coiffeur-Opfer zu Fleischpastete – der leckersten in ganz London. Guten Appetit!
Schaurig-düsteres Musical mit Johnny Depp
Die auf einer 1846 erschienen Groschenromanserie beruhende Story, die Christopher Bonds 1973 zu einem Schauspiel verarbeitete, ist bekannt. Spätestens seit der geniale Stephen Sondheim daraus ein schaurig-düsteres Musical strickte, das nach der mörderischen Hauptfigur betitelt ist – eben Sweeney Todd. Aber das ist sein Künstler- bzw. Deckname. Und jetzt schafft es Benjamin Barker, wie der legendäre Barbier mit den unorthodoxen Methoden von Hause aus heißt, auf die Kino-Leinwand. Die US-amerikanische Movie-Multi Warner Bros. hat das makabere Sondheim-Werk cineastisch in Szene gesetzt. Der Film soll am 21. Februar bundesweit in unserer Lichtspielhäuser kommen. Den Amerikanern wird der Streifen rechtzeitig zu Weihnachten die Lust auf den Festtagsbraten verhageln. Die Hauptrolle trägt Johnny Depp (Fluch der Karibik), die Pastetenbäckerin mit dem Hang zu morbiden Zutaten mimt Helena Bonham Carter (Harry Potter und der Orden des Phönix). Mit von der blutigen Partie ist ferner Sacha Baron Cohen (Borat). Regie führte Tim Burton.
Tony-Award prämierter Meilenstein des Musiktheaters
Sweeney Todd gilt als Meilenstein in der jüngeren Geschichte des Musiktheaters. Es fuhr 1979 einen Tony Award für das beste Musical des Jahres ein und erhielt in Folge sieben weitere Auszeichnungen. Der weitgehende Verzicht auf musical-typische Stilmittel wie Schlagzeug Begleitung oder Tanzszenen rückt die durchkomponierte Partitur sehr stark in die Nähe der Balladenoper. Der Branchenprimus hier zu Lande aber würde nie auf die Idee kommen, das komplexe und schwer verdauliche Stück in einem seiner Bühnenpaläste zu zeigen. Dafür ist die Schauer-Ballade, in der es aber auch durchaus grotesk-komische Elemente gibt, nicht glitzernd und massentauglich genug. Das bleibt dann den ambitionierten Stadt- oder Staatstheatern überlassen, wo es immer mal wieder kurz auf dem Spielplan auftaucht. In diesem Zusammenhang wäre vor allem Stefan Hubers herausragende Inszenierung am Staatstheaters Mainz aus dem Jahre 2001 mit Norbert Lamla und Anne Welte in den Hauptrollen zu erwähnen.
© by Jürgen Heimann
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